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Dienstag, 29. Juli 2014

[Rezension] 'Lieblingsmomente' von Adriana Popescu

Mach jeden Moment zu einem Lieblingsmoment
Layla und Tristan verstehen sich auf Anhieb – als Freunde. Immerhin sind beide in festen Händen. Tristan bringt ihr abends Essen ins Büro, entführt sie auf seiner alten Vespa an die schönsten Stellen Stuttgarts und imitiert mit geworfenen Wunderkerzen Sternschnuppen, weil er weiß, dass Layla noch nie eine gesehen hat und zu viele ihrer Träume unerfüllt sind. Gemeinsam erleben sie Lieblingsmoment um Lieblingsmoment. Ob dies am Ende doch die große Liebe ist?
Quelle: Piper


Das Cover von Lieblingsmomente ließ mich als allererstes durch seine Farbe an einen 08/15-Chick-Lit-Roman denken. Durch die einzelnen Fotos, die wunderbar Bezug auf den Beruf der Protagonistin nehmen, wurde ich dann aber doch neugierig. 
Auf den Klappentext trifft eigentlich das gleiche zu. Es klingt nach Liebesroman, nichts großartig besonderem. Trotzdem wollte ich wissen, was denn nun dahinter steckt und wurde mehr als positiv überrascht.


Schon ziemlich am Anfang der Geschichte merkt man, womit man es hier zu tun hat. Nämlich einem deutlichen Kampf zwischen Kopf und Herz.
Oliver übernimmt hier die Kopfrolle. Er und Layla sind lange zusammen und funktionieren gemeinsam. In dieser Beziehung geht es offensichtlich viel mehr um Äußerlichkeiten, Sicherheit und Gewohnheit, als um große Gefühle. 
Tristan bildet da direkt einen Kontrast zu. Schon beim ersten Aufeinandertreffen wird klar, dass es bei ihm viel mehr ums Herz geht. Die 'Beziehung' zu ihm ist das genaue Gegenteil. Das Zusammensein ist leicht und viel mehr auf Gefühle, Wünsche und Träume ausgelegt. Er ist viel weniger praktisch als Oliver. Das Kennenlernen verläuft auch beinahe automatisch und nebenbei und scheint dadurch der ganz normale Lauf der Dinge zu sein, ohne großartig inszeniert zu wirken.
Layla macht in der Geschichte eine Phase durch, die sicher viele kennen. Man glaubt mit dem Status Quo absolut zufrieden und glücklich zu sein, bis man dann etwas anderes kennen lernt und erst dann bemerkt, was einem eigentlich schon sein ganzes Leben fehlt. Man kann eben nichts vermissen, was man nicht kennt. 
Den ganzen Roman über schwebt der Schatten namens Helen über den Protagonisten und auch dem Leser. Ihres Zeichens Tristans Freundin, aber nie direkt anwesend. Die Lösung um ihre Identität konnte mich dann nicht wirklich überraschen, da es schon lange ersichtlich war und ich mich auch fragen musste, ob Layla es nicht auch zumindest schon einmal hätte in Erwägung ziehen müssen. Was in diesem Zusammenhang aber dann doch eine große Überraschung war, war Tristans Wohnung. Bis heute weiß ich noch nicht richtig, was ich davon halten soll.
Das Ende wiederum war dann ganz nach meinem Geschmack und fühlte sich einfach richtig an.
Bewertung: 4,5/5


In meinen Augen hat Adriana Popescu einen ganz besonderen Schreibstil und das absolut im positiven Sinn.
Die schafft es mit ihren Worten Bilder zu malen, die der Leser ganz klar vor Augen hatte. Obwohl ich selbst zugeben muss, noch nie in Stuttgart gewesen zu sein, habe ich regelrechtes Fernweh nach dieser besonderen Stadt bekommen. 
Gefühle werden nicht immer an- und schon gar nicht ausgesprochen, dennoch bemerkt man diese als Leser durch die Art des Schreibens.
Besonders gelungen fand ich auch, dass der Unterschied zwischen diversen Situationen allein durch den Schreibstil zu erkennen war. So sind zum Beispiel Szenen mit Oliver eher kühl geschrieben, während jene mit Tristan gleich ein Gefühl von Leichtigkeit, Frei sein und Spaß vermitteln.
Bewertung: 5/5


Layla war für mich eine sehr sympathische Protagonistin. 
Nach außen hin wirkt sie zuerst einmal sehr zufrieden und fest im Leben verankert. Aber als Leser, der auch in ihr inneres schauen darf, merkt man schon gleich am Anfang, dass etwas fehlt und kann es auch gut nachfühlen. 
Layla ist auf der Suche nach sich selbst, hinterfragt nach und nach ihr Glück, gesteht sich ihre Träume und ihren Wunsch nach Freiheit ein. Im Laufes der Geschichte macht sie unweigerlich eine große Entwicklung durch.

Laylas Freund Oliver scheint von außen und mit dem Verstand betrachtet erst einmal der perfekte Ehemann zu sein. Nach und nach bröckelt aber diese Fassade und man sieht die Beziehung, wie sie wirklich ist.
Überraschend fand ich, dass Oliver hier nie wirklich als der 'Böse' wegkommt. Anstatt Wut habe ich ihm gegenüber eher Mitleid empfunden, dafür, dass er so blind durchs Leben geht.

Tristan ist in nahezu allen Punkten das Gegenteil von Oliver und somit genau der Mann, den Layla auf ihrem Weg an ihrer Seite brauchen kann. Er zeigt ihr, was Leben heißt, interessiert sich für ihre wahre Person, ihre Interessen und Träume. Er ist also eher der Mann mit Ecken und Kanten, der aber gut fürs Herz ist.
Womit ich bis heute nicht so richtig zurecht komme, ist der große Widerspruch, der für mich in Tristans anfänglichem Verhalten und dann schließlich in dem Eindruck seiner Wohnung liegt. Das war für mich ein absoluter Stilbruch und mir fiel es anschließend schwer, diese beiden Tristans unter einen Hut zu bekommen.
Natürlich präsentiert man sich der Öffentlichkeit anders, als man im privaten ist, aber hier war der Kontrast mir eindeutig zu groß.

Wer mir generell leider etwas zu kurz kam, war Beccie. Als 'irgendeine' Freundin hätte ich sie überzeugend gefunden. Für DIE beste Freundin war sie mir allerdings zu wenig präsent.
Bewertung: 4/5


Eine Lieblingsgeschichte, die viel mehr zu bieten hatte, als mich das äußere Erscheinungsbild vermuten ließ.