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Dienstag, 6. Januar 2015

[Rezension] "Grundgütiger" von Michael Wall


Und Action! Wenn Mark nicht wüsste, dass er im Grand Hotel Seelberg arbeitet, dann würde er denken, es ist ein Drehort für eine Komödie. Und Schnitt! Danke, der Text ist im Kasten! 

... Als ich das Bett erblicke, bleibe ich geschockt stehen. Grundgütiger, das ist doch nicht sein Ernst. Unser Stammgast schläft nackt auf der Seite, sein Allerwertester schaut mich direkt an. Seine Decke liegt unten auf dem Boden. Oh Mann, warum muss immer ich in solch peinliche Situationen geraten? ... 

Mark (23) arbeitet im Grand Hotel Seelberg. Die Hotelgäste überraschen ihn jede Nacht aufs Neue. Auf den ersten Blick wirkt sein Leben unscheinbar. Doch wie sich herausstellt, ist es aufregend und bewegend.


Vielen Dank für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplars an Michael Wall.


Das Cover gefällt mir ganz gut, wenns auch nicht gerade das ist, wo ich rein vom Cover her ein zweites Mal hingeschaut habe. Im Nachhinein ist es aber aus verschiedenen Perspektiven sehr passend. Zum einen könnte die Körperhaltung des Manns auf dem Cover den Titel bzw. Ausruf "Grundgütiger" wunderbar begleiten, zum anderen sagt sie für mich aber auch etwas in Richtung "Die Welt mit offenen Armen empfangen" aus und das passt eigentlich auch gut zur Geschichte, die etwas sehr optimistisches ausstrahlt. Da wir Protagonist Mark in dem Roman eine Woche lang durch seine Nachtschichten begleiten, passt natürlich auch der Mond, der für die Nacht steht, optimal.
Der Klappentext hingegen hat mich gleich angesprochen, weil er ein witziges und dadurch unterhaltsames Buch mit einer klaren Botschaft verspricht.



In "Grundgütiger" begleiten wir Mark Ritter eine Woche lang durch seine Nachtschichten als Sicherheitsbeamter in einem Vier-Sterne-Hotel. Dort erlebt er die verschiedensten Dinge von lustig bis nachdenklich stimmend. 
Es ist eine Geschichte, wie aus dem Leben gegriffen und ich kann mir gut vorstellen, dass Dinge genauso auch wirklich passieren. Ich selbst habe mit meinen Arbeitskollegen auch schon häufiger den Satz "über unseren Arbeitsalltag könnten wir auch ein Buch schreiben" ausgesprochen. Und genauso liest sich eigentlich auch dieses Buch.
Neben dem Arbeitsgeschehen gibt es noch den Geschichtsstrang um Arbeitskollegin und beste Freundin Sandra, in die Mark heimlich verliebt ist. Aber ob er sich trauen wird, ihr das zu gestehen und ob das als bester Freund gut gehen kann? Das müsst ihr schon selbst lesen.
Alles in allem bekommen wir in "Grundgütiger" eine kurzweilige und alltagsnahe Geschichte geboten. Allerdings blieb sie mir ein bisschen zu sehr an der Oberfläche. Die Ereignisse werden "runtergerasselt" und Begebenheiten dazwischen werden oft ziemlich detailliert erzählt. Hier war für mich leider das Gewicht etwas ungleichmäßig verteilt. 
Interessante oder auch spannende Erlebnisse lösen sich viel zu schnell wieder auf, manchmal noch bevor man richtig gemerkt hat, wo man als Leser nun wieder hinein geraten ist. Schade. 
Der Unterton ist aber beinahe durchgehend sehr optimistisch und zum Schmunzeln hat die Geschichte mich auch das ein oder andere Mal gebracht.
Bewertung: 3/5



Mark als Protagonist hatte sehr schnell meine Sympathien und auch mein Mitgefühl. Auch ich habe einen Nachbar, der "zufällig" alles mitbekommt und uns anderen gerne mal mit seinen Belehrungen auf den Geist geht. Daher konnte ich sein Malheur mit Frau Döpke gut nachfühlen. 
Auch ansonsten war er mir sympathisch durch seine gelassene, aber humorvolle Art. 
Auch Sandra mochte ich gerne. Besonders die Art wie Mark und sie miteinander umgehen, hat mir gut gefallen. Ihre lockere und meist sehr direkte Art hat mir Sandra sehr sympathisch gemacht.
Leider ist das aber auch schon fast alles, was ich zu den Charakteren sagen kann, da auch sie sehr oberflächlich bleiben. Das hat aber sicherlich auch viel mit der Kürze der Geschichte zu tun.
Bewertung: 3,5/5



Der Schreibstil ist sehr schlicht und auf den Punkt gebracht. Es gibt keine ausschweifenden Ausschmückungen. Ein sehr klarer, präziser und strikter Schreibstil also.
Leider muss ich aber auch hier anmerken, dass mir der Stil auf Dauer irgendwie zu "farblos" war und nichts besonderes bzw. "persönliches" widerspiegelte. 
In den Dialogen, die meist sehr detailliert waren und sich wie eine genaue Mitschrift eines Gesprächs lasen, fehlte es mir etwas an Dynamik. Obwohl ich auch sagen muss, dass ich mir Dialoge vorstellen kann, die genauso ablaufen und die mit Sicherheit schon fast jeder mal geführt hat.
Bewertung: 3,5/5



Eine wirklich gute Idee mit sehr viel Potenzial, das leider nur selten genutzt wurde. Trotzdem eine nette kurzweilige Geschichte, wenn man einfach mal abschalten und sich unterhalten lassen will.