Samstag, 5. Dezember 2015

Adventskalender - Türchen 5

Weiter geht es heute wieder mit einer Indie-Autorin, die sich vor allem in den Genres Fantasy- und Mystery-Romance zu Hause fühlt und dort sowohl für Jugendliche, als auch für Erwachsene schreibt. Die Rede ist von:


Vorweg möchte ich mich schon einmal herzlich bei dir bedanken, liebe Elvira, dass du dich meinen Fragen gestellt hast und dir die Mühe gemacht hast, sie so ausführlich zu beantworten. Ohne dich und deine Autorenkollegen hätte dieser Adventskalender niemals entstehen können.


Stelle dich doch bitte in ein paar Sätzen selbst vor.

Gern. Ich bin 34 Jahre alt, verheiratet und lebe mit meinem Mann und unseren zwei kleinen Töchtern im malerischen bergischen Land in der Nähe von Köln. Aufgewachsen in einem Haus voller Bücher galt meine besondere Liebe schon immer dem gedruckten Wort. Und irgendwann habe ich es schließlich gewagt, den nächsten Schritt zu gehen und meinen ersten eigenen Roman zu verfassen. Mittlerweile habe ich elf Romane veröffentlicht, bei denen neben viel Gefühl auch ein wenig Fantasy nicht fehlen darf. Bücher sind für mich die reine Magie – im wahrsten Sinne des Wortes.

Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Wie ich schon erwähnt habe, habe ich immer sehr viel gelesen. Oftmals war ich aber – gerade von Liebesgeschichten – hinterher recht enttäuscht, weil sie von Gefühlen sprachen, sie mich aber nicht spüren ließen. Also beschloss ich, selbst ein Buch über die Liebe zu schreiben, das ich persönlich gern lesen würde. Ich war damals siebzehn Jahre alt. Und herausgekommen ist eine Mystery-Liebesgeschichte, die auf zwei Zeitebenen der Frage nachgeht, was Menschen alles bereit sind, aus Liebe zu tun.

Was machst du, wenn du gerade nicht schreibst?

Ich habe BWL studiert und mehrere Jahre in mittelständischen Unternehmen gearbeitete. Nun nutze ich meine zweite Elternzeit, um mir eine Existenz als Autorin aufzubauen. Die meiste „freie“ Zeit verbringe ich natürlich mit meinen beiden Kindern. Und wenn dann noch ein Stündchen übrigbleibt, ziehe ich mich selbst gern mit einem guten Buch zurück.

Welche Frage wolltest du schon immer einmal gestellt bekommen? Hier darfst du sie auch gleich beantworten.

Hmm. Gar nicht so einfach. Über folgendes Angebot würde ich mich aber sicherlich freuen: „Mit welchem magischen Gegenstand kann ich dir eine Freude machen?“
Da müsste ich nicht lange nachdenken. Ich würde entweder direkt einen Zauberstab oder, wenn das nicht geht, wohl Hermines Zeitumkehrer nehmen. Dann könnte ich endlich all die Geschichten zu Papier bringen, die in meinem Kopf herumgeistern ;)

Elvira würde sich sicher über einen Besuch ihrer Homepage oder auch ein Däumchen für ihre Facebook-Seite freuen. Schaut doch mal vorbei, nicht nur, wenn ihr weitere Fragen habt.


Wie feierst du Weihnachten?

Über die Feiertage fahren wir zu unseren Eltern, glücklicherweise wohnen beide Familien nicht weit voneinander entfernt, da mein Mann und ich uns noch aus der Schule kennen. Heiligabend haben wir dann das volle Programm: Mittagessen, Kirchbesuch, Kaffeetrinken und Bescherung bei meiner Schwiegermutter, danach Abendessen und noch einmal Bescherung bei meinen Eltern. Das ist dann wie Doppelt-Weihnachten . Die beiden Weihnachtstage verbringen wir dann etwas entspannter, den einen hier und den anderen da ;)

Welche drei Dinge dürfen bei einem perfekten Weihnachtsfest nicht fehlen?

1. Die Familie: Kinder, Eltern, Großeltern, Geschwister, Nichte und Neffe. Es wird zwar ziemlich eng, wenn alle versammelt sind, aber das macht es umso schöner. 
2. Eine Weihnachtsgeschichte (manchmal von mir selbst geschrieben), die dann vorgelesen wird. 
3. Ein schöner Tannenbaum, unter dem sich die Geschenke stapeln und die Kinderaugen zum Leuchten bringen.

Gibt es eine besondere Weihnachtserinnerung, die du mit uns teilen magst?

Als ich klein war, wohnte den Feiertagen ja ohnehin ein ganz besonderer Zauber inne. Damals wurden bei uns alle Geschenke in einen großen Jute-Sack gepackt, den ein Nachbar vor unserer Türschwelle absetzte und einmal klingelte. Es hieß, es wäre der Weihnachtsmann gewesen, der nun ganz schnell wieder fort zu anderen Kindern müsste. Mein Bruder und ich haben uns stets die Nasen am Fenster plattgedrückt, um einen Blick auf ihn zu erhaschen ;)



Wo schreibst du am liebsten?

Der Ort spielt für mich keine besondere Rolle. Ich muss nur die nötige Ruhe haben und halbwegs bequem tippen können. Meistens schreibe ich in meinem Schreibzimmer, hin und wieder aber auch im Bett, auf der Couch oder bei schönem Wetter auf der Terrasse.

Was darf bei dir während des Schreibens auf keinen Fall fehlen?

Spontan würde ich jetzt „Laptop“ sagen, obwohl meine ersten Romane ganz altmodisch mit Block und Stift entstanden sind. Wenn ich ganz ehrlich bin, brauche ich zum Schreiben tatsächlich nur etwas Ruhe sowie die Muße, meine Gedanken schweifen zu lassen. Eine Tasse Tee oder ein Milchkaffee in Reichweite macht das Ganze natürlich noch eine Spur angenehmer.

Liegt dir eines deiner Bücher/eine deiner Reihen besonders am Herzen?

Das ist schwer zu beantworten, es ist, als müsste man zwischen seinen Kindern wählen, da ich alle meine Bücher auf die eine oder andere Weise als „besonders“ empfinde. Eine Geschichte, die mir definitiv sehr am Herzen liegt, ist mein Fantasy-Abenteuer „Feenkind“. Ich habe zwei Jahre intensiver Schreibarbeit und sehr viel Herzblut in das Buch hereingesteckt. Andererseits gefällt mir die „Stern der Macht“-Trilogie und vor allem das Finale auch richtig gut und mein neuer Roman „Ein Cupido zum Verlieben“ ist einfach nur schön.



Die weiteren Bücher der Autorin könnt ihr auch auf ihrer Homepage in einer praktischen Übersicht finden.

Beschreibe dein Buch/deine Bücher/deine Reihe in drei Worten. Was macht sie besonders?

Viel Gefühl, Magie und authentische Charaktere. Es sind jetzt eher drei Ausdrücke geworden, aber ich hoffe, es ist dennoch okay ;)

Dein Lieblingszitat aus einem deiner Bücher:



Hier noch ein Einblick in die Meinungen von Lesern (durch Klick aufs Bild kommt ihr zu den Rezensionen):





Was liest du selbst gern?

Ich selbst lese am liebsten auch Fantasy, gern in Verbindung mit einer schönen Liebesgeschichte, aber auch Historische Romane, Klassiker und hin und wieder auch Science Fiction.

Hast du ein bestimmtes Buch, das du mir und meinen Lesern ans Herz legen möchtest? Warum gerade dieses?

Das letzte Buch, das mir wirklich sehr gefallen hatte, war die „Dreizehnte Fee“ von Julia Adrian. Neben einer faszinierenden Idee hat es auch ein unglaubliches Erzähltempo, was es mir fast unmöglich gemacht hat, es aus der Hand zu legen.

Hast du einen Buchtipp zur Weihnachtszeit?

Ich muss gestehen, dass noch nie einen klassischen „Weihnachtsroman“ gelesen habe, daher fällt es mir schwer, dahingehend eine Empfehlung auszusprechen. Wenn Ihr aber etwas so richtig fürs Herz und mit einer hohen „Schnief-Wahrscheinlichkeit“ lesen wollt, könnte ich Euch meine beiden Romane „Seelenband“ und „Ein Cupido zum Verlieben“ für die kalte Jahreszeit empfehlen.

Dein Lieblingszitat aus einem „fremden“ Buch:




An dieser Stelle möchte ich gern eine sehr persönliche Weihnachtsgeschichte mit Euch teilen. Sie war mit das erste, das ich jemals geschrieben habe, und behandelt Ereignisse, die nun schon 25 Jahre zurückliegen. Und dennoch ist sie gerade jetzt so aktuell wie noch nie. Ich hoffe, sie gefällt Euch und stimmt Euch ein wenig auf Weihnachten ein.

Außerdem möchte ich Euch so kurz vor Weihnachten natürlich nicht ohne Geschenke lassen. Daher habt Ihr hier die Chance, eins von drei Goodie-Sets mit je einen eBook-Gutschein zu gewinnen. Der Gutschein ist für eines der folgenden Bücher einzulösen: 

  • Stern der Macht 1 - Herzensglut oder
  • Feenkind 1 - Der See des Abschieds oder
  • Der Drachenzahndolch


Um zu gewinnen lasst doch einfach einen Kommentar da, in dem ihr mir bzw. uns verratet, für welches der Bücher ihr euch entscheiden würdet und was für euch das wichtigste am Weihnachtsfest ist.
(Bitte beachtet auch die Teilnahmebedingungen am Ende des Posts)


Wie immer freue ich mich auf eure Kommentare und lasse noch schnell den Hinweis zu dem Weihnachtsgewinnspiel da.

Nun aber erst einmal viel Spaß mit der Kurzgeschichte, welche sicherlich auch zum Nachdenken anregen kann:


Das erste Weihnachten

Das Mädchen fröstelte und zog sich ihr Jäckchen enger um die Schultern. Klein und einsam saß sie im dunklen Zimmer und kam sich auf einmal ganz verlassen vor. 
„Wenn doch Mama bald nach Hause kommen würde“, wiederholte sie immer und immer wieder in ihren Gedanken. 
Nach Hause – dabei war es doch gar nicht ihr Zuhause. Ihr Zuhause war ganz weit weg, nicht in diesem komischen, fremden Land, wo alle eine Sprache sprachen, die sie nicht verstand.
Ja, sie kam sich wirklich ganz verlassen vor. 
Und jetzt musste sie hier auch noch Weihnachten feiern. Nicht in dem warmen, gemütlichen Haus ihrer Großeltern – in ihrem wahren Zuhause, wo es einen schönen Tannenbaum und viele Geschenke und Kuchen gab. 
Sie schaute aus dem Fenster und langsam füllten sich ihre Augen mit Tränen, als sie den ständig prasselnden Regen beobachtete. Nein, dieses feuchte, graue Wetter passte einfach nicht zu Weihnachten, sie war an viel Schnee und klirrende Kälte gewöhnt. Denn so war das zu Hause immer gewesen ...
„Nein!“, versuchte sie sich zur Ordnung zu rufen. „Das hier ist jetzt mein Zuhause!“ 
Das andere gehörte zu einem früheren Leben, das sie gerade abgeschlossen hatte und zu dem sie nie wieder zurückkehren konnte. Sie befand sich nun am Anfang einer völlig neuen, leeren Seite ihres Lebens. 
Bei diesem Gedanken zog sich ihr Herz vor Angst zusammen. 
Ihre Eltern waren der Meinung, sie wäre noch zu klein, um es richtig zu begreifen, zu klein, um sich Sorgen zu machen. Doch mit ihren zehn Jahren war sie alt genug, alles zu verstehen, und gleichzeitig doch zu klein, um sich vor ihren Ängsten zu wehren. 
Zuerst hatte sie alles als ein großes Abenteuer betrachtet, doch nun begriff sie langsam, dass es jetzt immer so sein würde. Sie würde für immer in diesem neuen, fremden Land bleiben müssen und konnte nichts dagegen tun. 
Sie verstand, warum sie ihr Zuhause hatten verlassen müssen, wusste, dass es richtig war. Doch an diesem einen Tag, an Weihnachten, kam sie sich hilflos und losgerissen vor. 
Sie vermisste ihre Freunde, ihre Großeltern und die feierliche Geborgenheit früherer Weihnachtsfeste. Und sie vermisste auch die schönen Geschenke. Obwohl sie wusste, dass ihre Eltern sie niemals ohne ein Geschenk an Weihnachten lassen würden, verstand sie auch, dass sie sich kaum etwas leisten konnten. Und wollte deshalb auch nichts von ihnen verlangen. 
Sie vermisste auch den schönen Weihnachtsbaum im Wohnzimmer ihrer Großeltern, der stets so geheimnisvoll und verlockend gefunkelt hatte. Doch in dem kleinen Zimmer, in dem sie nun mit ihrer Familie wohnte, in einem Haus voll solcher kleinen Zimmer, in denen Familien wohnten, gab es wirklich keinen Platz für einen Tannenbaum, selbst wenn sie einen gehabt hätten.
„Aber so ist es gar nicht wie Weihnachten“, dachte das kleine Mädchen am Fenster trotzig. Klar, ihre Eltern versuchten alles, um dieses Fest wie ein richtiges Fest zu gestalten. Sie haben sogar etwas mehr von dem wenigen Geld, das sie noch hatten, genommen, um für das Festessen einzukaufen. Aber es lag einfach nicht in ihrer Macht, ihr das zu geben, was sie sich wünschte, und das wusste sie. Deshalb versuchte sie, sich auch nichts anmerken zu lassen, aber tief innen, in ihrem Herzen, da durfte sie traurig sein.
Müde legte sie ihren Kopf auf ihre Hände, die Eltern waren schon ganz lange fort.
„Wenn doch Mama endlich da wäre“, dachte sie müde.

Und dann geschah es.
Plötzlich befand sie sich in einem großen, schön geschmückten Haus. Festlich gekleidete Menschen liefen hin und her und arrangierten noch die letzten Kleinigkeiten. Im Vorübergehen schenkten sie ihr ein Lächeln oder begrüßten sie mit einem Kopfnicken. Im ganzen Haus duftete es nach herrlich leckerem Weihnachtsgebäck und frischer Tanne. 
Das kleine Mädchen lief in das Esszimmer. Sie kannte sich zwar in diesem Haus nicht aus, und doch wirkte alles irgendwie heimisch und vertraut, und außerdem war der leckere Duft ihrer Nase der beste Wegweiser. Mit vor Erstaunen großen Augen betrachtete sie die festlich gedeckte und geschmückte Tafel. 
Da durchzuckte es sie – hier roch es nach Weihnachten und es fühlte sich auch so an, so wie es sein sollte! Alle Menschen schienen glücklich und lachten und scherzten. Sie folgte den Kindern ins Wohnzimmer, denn Kinder gab es da auch viele, mit denen sie spielen konnte.
Im Wohnzimmer stand er dann, ein riesiger, wunderschöner Tannenbaum, unter dem sich die Geschenke stapelten. Und sie wusste mit absoluter Sicherheit, dass einige dieser verführerisch aussehenden Kartons für sie bestimmt waren. 
Eine Zeitlang lief das Mädchen mit den Kindern umher und naschte hier und da von den Leckereien, bis ihr auffiel, dass hier doch etwas fehlte. 
Es gab niemanden, mit dem sie wirklich reden und ihre Freude teilen konnte. Mit den Kindern konnte sie zwar spielen, doch sie beachteten sie nicht besonders. Und die Erwachsenen bedachten sie mit einer Art fürsorglicher Gleichgültigkeit, mit der sie alle anwesenden Kinder behandelten.
Plötzlich wusste sie genau, was ihr fehlte. Ihr fehlten ihre Eltern, ihr fehlten die Leute, die sie liebte, und die ihr das Gefühl gaben, geliebt und etwas besonderes zu sein.
Die Enttäuschung trieb ihr beinahe Tränen in die Augen. Da hatte sie nun ihr wunderbares, perfektes Weihnachtsfest, bloß, dass es nicht ihr Fest war, dass sie nicht wirklich hierher gehörte. 
Sie spürte, dass, wenn sie es wirklich wollte, sie für immer in dieser heilen, sauberen Welt bleiben könnte, in der sie keine Angst vor der Zukunft zu haben brauchte. 
Doch ... es war nicht ihre Welt.

Das Mädchen schreckte hoch, als die Tür plötzlich aufging. 
Ihre Eltern kamen nach Hause. Die Mutter ging sofort auf sie zu. „Na, mein Schatz, hast du schon geschlafen? Tut uns leid, dass es etwas länger gedauert hat“, sagte sie sanft und drückte ihrer Tochter einen liebevollen Kuss auf die Stirn. 
Und da wusste das Mädchen, dass alles gut werden wird.
Später, als sie an dem kleinen Tisch saßen und das von ihrer Mutter mit Liebe zubereitete Festmahl aßen, da kümmerte es sie überhaupt nicht, dass es keine teuren Geschenke oder einen Weihnachtsbaum gab, denn dies war ihre Welt, ihr Fest, ihr neues Zuhause. Sie war einfach glücklich, zu diesem Kreis aus Liebe, Wärme und Geborgenheit dazuzugehören, der alle Sorgen, Angst und Kälte von ihr fernhielt.

Ihre Eltern haben nie geahnt, wie glücklich sie in diesem Augenblick gewesen war, und dass sie dieses Weihnachten, als sie an die Schulter ihrer Mutter gelehnt saß, während draußen der erste Schnee fiel, für immer als eins der schönsten in Erinnerung behalten würde. 


FROHE WEIHNACHTEN!



Teilnahmebedingungen "Ein Cupido zum Verlieben":
  • Ihr könnt bis zum 24.12.15 um 16:00 teilnehmen, danach werde ich auslosen und gegen 18 Uhr den Gewinner/die Gewinnerin bekannt geben.
  • Um teilzunehmen solltet ihr über 18 Jahre alt sein bzw. das Einverständnis eurer Eltern haben (im Zweifelsfall ist dies schriftlich vorzulegen).
  • Versendet wird nur innerhalb Deutschlands.
  • Der Gewinn wird direkt von der Autorin an euch geschickt. Ihr erklärt euch also damit einverstanden, dass ich im Gewinnfall eure Adresse an sie weiterleite. Für das Einreichen eurer Adresse seit ihr selbst verantwortlich.
  • Für den Postweg wird keine Haftung übernommen.
  • Der Rechtsweg ist ausgeschlossen und der Gewinn kann nicht bar ausgezahlt werden.

Freitag, 4. Dezember 2015

Blutsühne von Sandra Florean


Achtung! Da es sich um eine Reihenfortsetzung handelt können Klappentext und/oder Rezension Spoiler auf vorhergehende Bücher enthalten!

Innere Unruhe plagt die junge Vampirin Louisa. Der Hunger äußert sich bei jedem Vampir anders und ist schwerer zu kontrollieren als die Blutgier. Auch wenn ihr geliebter Dorian alles unternimmt, um ihr diese letzte quälende Last zu nehmen, ahnt Louisa, dass nur einer ihr helfen kann. Der ist allerdings weit entfernt. Sie hat ihn aus ihrem Leben verbannt und ist sich nicht sicher, ob er je zurückkehren wird …
(Quelle: Bookshouse)

Die Reihe:
Blutsühne



Nachdem es im dritten Band "Gefährliche Sehnsucht" sehr düster zuging, überraschte mich die Autorin bei diesem finalen Band wieder einmal: Der Anfang bzw. die erste Hälfte des Buches drehte sich mehr als erwartet um Freundschaft, Liebe und Leidenschaft, ohne dabei allzu sehr in die im vorherigen Band kennengelernten Abgründe abzudriften. Natürlich ist nicht alles rosarot und läuft problemlos ab, das wäre ja auch sehr langweilig. Aber dennoch ist die Geschichte hier irgendwie viel lockerer, leichter ... "freundlicher" als im Vorgängerband. Da dies so unerwartet kam, hatte Sandra Florean mich damit natürlich sofort wieder gepackt. Ich schwankte lange Zeit zwischen dem Genießen der etwas ruhigeren Geschichte und der Sorge, was den Clan als nächstes Erwarten würde. Denn das da noch etwas passieren würde, daran zweifelte ich zu keiner Zeit. Die meiste Zeit entschied ich mich dann aber doch für das Genießen und freute mich besonders darüber, dass man Jayden etwas näher kennen lernt und auch noch den ein oder anderen Blick in seine Vergangenheit werfen darf.
Und dann kam die Wendung. Zuerst eher schleichend, bis sich dann die Ereignisse überschlugen und zu einem temporeichen Finale führen. Auch wenn ich euch natürlich nicht verraten werde, wie genau es ausgeht, mag ich doch ein bisschen verraten, denn das hat der Autorin einen (weiteren) großen Pluspunkt bei mir eingebracht. Ohne ins Detail zu gehen: Nicht alles in dieser Geschichte endet glücklich. Und genau das hatte ich anfangs befürchtet. Dass alles in einem "Friede, Freude, Eierkuchen"-Finale endet. Doch so leicht wird es den Charakteren glücklicherweise nicht gemacht. Aber lest selbst, mehr möchte ich dazu nicht an Worten verlieren.
Trotz dieser positiven Meinung zum Buch und der gesamten Reihe muss ich leider ein kleines Sternchen in der Wertung abziehen und das möchte ich euch noch kurz erklären. Natürlich auch hier ohne inhaltlich ins Detail zu gehen. Vorweg zitiere ich mich mal selbst aus meiner Rezension zu Band 3:
"Auch wenn ich oft das Gefühl hatte einzelne Elemente aus anderen einschlägigen Büchern/Reihen/Serien wieder zu erkennen, ist dies absolut nicht negativ zu werten. Sandra Florean pickt sich nämlich nur das Beste raus, kombiniert es und würzt das Ganze dann mit ihren eigenen Ideen, sodass sie mich immer wieder mit ihren neuen Ansätzen überrascht."
Und leider liegt genau hier das einzige "Problem", das ich mit diesem finalen Band hatte. Sandra Florean bleibt ihrem Stil treu. Und leider gibt es dabei ein Element in der Handlung, bei dem ich wiederholt das Gefühl hatte, diese Geschichte schon einmal gelesen zu haben. Versteht mich nicht falsch. Ich meine das nicht im Sinne von abgekupfert oder gar abgeschrieben. Keineswegs. Aber ein bisschen fehlte mir hier dann doch die Originalität und dadurch fällt der vierte Band im Vergleich zu seinem Vorgänger leider etwas schwächer aus.
Abschließend sei aber gesagt: Nicht nur der vierte Teil, sondern die gesamte Reihe ist in meinen Augen absolut lesenswert. 

(4/5)

Vielen Dank für die Bereitstellung eines Vorableseexemplars an die Autorin und den Verlag!

Adventskalender - Türchen 4

Willkommen zu Tag 4 des Adventskalenders :) Heute mit einer tollen Autorin, die ihre Nachtahn-Reihe im Bookshouse Verlag veröffentlicht und für die heute ein ganz besonderer Tag ist .. .Übrigens .. nicht nur für sie, sondern auch für Fans ihrer Reihe ;)
Ihr wisst sicher schon, von wem ich rede, oder? Richtig, heute bei mir zu Gast:


Vorweg möchte ich mich schon einmal herzlich bei dir bedanken, liebe Sandra, dass du dich meinen Fragen gestellt hast und dir die Mühe gemacht hast, sie so ausführlich zu beantworten. Ohne dich und deine Autorenkollegen hätte dieser Adventskalender niemals entstehen können.



Stelle dich doch bitte in ein paar Sätzen selbst vor.



Hallo zusammen, ich bin Sandra und Phantastik-Autorin aus dem Norden. Wie man an meinen ersten Büchern unschwer erkennen kann, habe ich einen Hang zu Vampiren und anderen übernatürlichen Wesen, lebe aber ansonsten ein ganz normales Leben in einem ländlichen Vorort, mit Mann und zwei Kindern.



Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Das ist schwer zu sagen. Ich habe schon als Jugendliche geschrieben, es dann zwischendurch aus den Augen verloren und irgendwann wieder angefangen. Ich denke, wenn man das Autorengen hat, kommt man zwangsläufig zum Schreiben zurück und die kreative Energie kann man nur für eine gewisse Zeit umleiten.


Was machst du, wenn du gerade nicht schreibst?

Ich bin halbtags beschäftigt als Büroangestellte und habe nebenbei noch eine historische und fantastische Schneiderei, zu der ich momentan allerdings eher selten komme. Dennoch versuche ich, immer wieder auch Zeit fürs Nähen zu finden. Gerade zu Halloween und Fasching ;)

Welche Frage wolltest du schon immer einmal gestellt bekommen? Hier darfst du sie auch gleich beantworten.

Puh, das kann ich so gar nicht sagen. Ich zitiere einfach mal einige Fragende, die mich live auf Convention gesehen haben „Sind die Zähne echt?“ …

Übrigens könnt ihr Sandra nicht nur auf Facebook besuchen. Sie führt auch noch einen schönen und abwechslungsreichen Blog und würde sich sicher über euren Besuch freuen :) 



Wie feierst du Weihnachten?

Mit der Familie, klar. Vormittags wird der Baum geschmückt, nachmittags geht es zum Krippenspiel in die Kirche, dann gibt es ein leckeres Festessen aus Ente (die wir ganz klassisch hier beim Bauern um die Ecke gekauft haben), Rotkohl und Rosenkohl, alle sitzen schön zusammen und für die Kinder machen wir es immer spannend, bis sie endlich die Geschenke auspacken können.

Welche drei Dinge dürfen bei einem perfekten Weihnachtsfest nicht fehlen?

Meine Familie, die Ente und, hm, damit hätte ich eigentlich auch schon alles.

Gibt es eine besondere Weihnachtserinnerung, die du mit uns teilen magst?

Meine Mama hat die Geschenke immer hinter verschlossener Tür unter den Baum gelegt und uns glauben machen, der Weihnachtsmann wäre durchs Fenster reingekommen. Wir mussten dann immer vor der Tür unseren Spruch aufsagen. Ich hab mich nie gewundert, wie der dicke Kerl durch das schmale Seitenfenster gepasst hat.


Wo schreibst du am liebsten?

Das Wo ist gar nicht entscheidend, sondern dass ich überhaupt zum Schreiben komme. Da ich mit zwei Jobs und Familie sehr wenig Zeit habe, kann ich überall schreiben – wenn ich Zeit finde.

Was darf bei dir während des Schreibens auf keinen Fall fehlen?

Meine Muse. Sonst wird’s nichts.

Liegt dir eines deiner Bücher/eine deiner Reihen besonders am Herzen?

Alle! Wirklich, ich liebe alle meine Bücher, aber die „Nachtahn“-Reihe ist mir als meine erste Veröffentlichung besonders ans Herz gewachsen.


Hier geht es zu den einzelnen Bänden:


Beschreibe dein Buch/deine Bücher/deine Reihe in drei Worten. Was macht sie besonders?

Düster, spannend, erotisch.


Dein Lieblingszitat aus einem deiner Bücher:


Hier noch ein Einblick in die Meinungen von Lesern (durch Klick aufs Bild kommt ihr zu den Rezensionen):

  



Was liest du selbst gern?



Fantasy und da natürlich immer wieder gern Vampirromane



Hast du ein bestimmtes Buch, das du mir und meinen Lesern ans Herz legen möchtest? Warum gerade dieses?



Ein bestimmtes nicht, sondern eher die Bitte, sich auch mal bei Kleinverlagen umzusehen, die nicht im Buchladen im Regal stehen. Das Internet macht es ja möglich und jeder Titel kann auch von einem Buchhändler bestellt werden. Es gibt so viele Schätze, die kaum einer kennt, was wirklich schade ist.



Hast du einen Buchtipp zur Weihnachtszeit?


Ganz uneigennützig kann ich euch „Blutsühne“, den vierten und letzten Band der „Nachtahn“-Reihe empfehlen. Er erscheint Anfang Dezember. Allerdings empfiehlt es sich, die anderen Bände vorweg zu lesen ;)


Oben habe ich ja bereits erwähnt, dass heute ein besonderer Tag für Sandra Florean ist. Denn genau heute erscheint "Blutsühne", der vierte Band ihrer Nachtahn-Reihe. 
Passend dazu hat sie euch eine Leseprobe zu eben jenem Buch mitgebracht:


(Solltet ihr die vorherigen 3 Bände nicht kennen, solltet ihr vielleicht lieber mit der Leseprobe zu Mächtiges Blut beginnen)

Kapitel 1 (Blutsühne)


Sam schloss die Tür zu ihrem Haus ab und fuhr mit dem Auto aus der Garage. In die Innenstadt brauchte man gut zwanzig Minuten, aber das störte sie nicht. Sie genoss das Leben auf dem Land, seit sie von einer nicht gekannten Tante das Reihenhaus geerbt hatte. Es war ein entzückendes Häuschen, schmal, aber dafür in die Höhe gebaut, wie man es in Südengland häufig fand. Mit einem winzigen Garten, der genug Platz zum Durchatmen bot und sogar ein umfangreiches Kräuterbeet hatte. Ihre Nachbarn waren überwiegend ältere Leute, die sie anfangs kritisch beäugt, aber mittlerweile ins Herz geschlossen hatten. Es war eine nette Dorfgemeinschaft, wo jeder jeden kannte und alles friedlich verlief. Ein bisschen, als würde die Zeit hier langsamer verstreichen. Das genoss sie, denn ihr Job in der Anwaltskanzlei war hektisch. Sie brauchte den Ausgleich, die Abgeschiedenheit, das Gefühl der Geborgenheit. 
   Sie parkte vor ihrem Lieblingsitaliener und ließ sich von dem älteren Kellner an den Tisch bringen. Hal erwartete sie bereits mit einem Lächeln. Ganz Gentleman stand er auf, gab ihr einen warmen Kuss auf die Wange und schob ihr den Stuhl hin. Er trug einen dunkelgrauen Anzug und ein fliederfarbenes Hemd. Das helle Lila passte gut zu seiner sonnengebräunten Haut. Sein Haar war sehr kurz. Sam wusste, dass er sich nicht der vielen grauen Strähnen schämte, sondern es praktisch mochte. Hal war fünfzehn Jahre älter als sie, fast eins neunzig groß, hatte breite Schultern und war genau die Sorte Mann, die Sam mochte. Er sah trotz seines Alters blendend aus, seine Muskeln waren von harter Arbeit geformt, und er behandelte sie gut. Es war nicht so, dass er ein Pantoffelheld war, er respektierte sie. Selbst wenn sie stritten, blieb er sachlich. Er hörte ihr zu und ließ sie an seinem Leben teilhaben. Sie waren Freunde, Partner. 
   »Du siehst umwerfend aus in dem kleinen Schwarzen«, raunte er ihr über die Speisekarte hinweg zu. 
   Seine grauen Augen blitzten kurz auf. Auch wenn er nie in einem Lokal mit ihr knutschen würde, gab es stets eine sexuelle Spannung zwischen ihnen. Das hatte ihr von Anfang an an ihm gefallen. Und die erwachsene Art, mit der er Dinge anging. Er war kein von zu viel Testosteron gebeutelter Mittvierziger, der es noch mal wissen wollte. Hal liebte Sex, kam aber auch gut ohne klar. Er sprach offen aus, was er begehrte, und war bisher jedem ihrer Wünsche nachgekommen. 
   »Wenn du erst siehst, was ich drunter trage«, sagte sie in dem gleichen nüchternen Ton und warf ihm lächelnd einen Blick zu. 
   Er erwiderte das Lächeln und winkte den Kellner heran. Hal achtete darauf, was er aß. Sam war das ziemlich egal. Sie konnte essen, so viel sie wollte, und nahm doch nicht zu. 
   »Wie war dein Tag?«, fragte sie. 
   Er knöpfte sich das Jackett auf und strich sich die ebenfalls graue Krawatte glatt, ehe er von dem Geschäftsabschluss erzählte, auf den er die vergangenen Wochen hingearbeitet hatte. Er war ein erfolgreicher Bauunternehmer. Das war er vor allem, weil er hart dafür gearbeitet hatte und sich auch jetzt als Big Boss nicht zu schade war, mit anzupacken. Seine Mitarbeiter mochten ihn, und seine Geschäftspartner schätzten seine direkte, ehrliche Art. Sam hatte bereits einige dieser Leute kennengelernt. 
   Sie waren knapp zwei Jahre zusammen. Anfangs hatten sie es langsam angehen lassen. Sie hatten sich angefreundet und erst im Laufe der Zeit tiefere Gefühle füreinander entwickelt. Es war keine alles verzehrende Liebe, sondern tiefe Zuneigung und das Wissen, einander vertrauen und miteinander leben zu können. Sam ließ alles auf sich zukommen. Sie hatte das Gefühl, nach Jahren der Rastlosigkeit endlich angekommen zu sein, und sie schaute nicht zurück. Es gab aber auch nicht viel, auf das sie zurückblicken konnte. Die Jahre, bevor sie nach Südengland gezogen war, waren wie mit einem Schleier belegt. Sie konnte sich an keine Einzelheiten erinnern. Sie wusste nur, dass sie lange krank gewesen war. Daher rührten die vielen Narben. Es war keine schöne Zeit gewesen, und sie hatte sie deshalb tief in sich vergraben. Jedes Mal, wenn sie versuchte, eine dieser Erinnerungen hervorzuholen, überkam sie ein ängstliches Frösteln, und sie schüttelte sich förmlich und ließ es bleiben. 
   Manchmal fragte sie sich, ob es diesen blonden Mann wirklich gegeben hatte, von dem sie so häufig träumte. Sie wusste weder seinen Namen noch, woher sie ihn kannte. Vielleicht war er keine reale Person, aber sie träumte immer wieder von ihm. Er war unglaublich groß und hatte die tiefsten blauen Augen, die man sich vorstellen konnte. Überhaupt war er einfach zu schön, um wahr zu sein. Wie ein Filmstar. Wahrscheinlich hatte sie ihn mal irgendwo auf der Leinwand gesehen, und er hatte einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen, weil er so groß war und so schöne Haare hatte und weil … 
   »Hallo? Sam?« Hal sah sie fragend an. »Wollen wir zu dir oder zu mir fahren?« 
   »Entschuldige, ich war in Gedanken. Lass uns zu dir fahren. Ich brauch mal wieder ein heißes Bad.« 
   Hal lachte. »Wenn du mich lassen würdest, könnten wir auch bei dir einen Whirlpool einbauen.« 
   Sie standen auf und verließen zusammen das Restaurant, um dann getrennt zu Hals Wohnung in der Innenstadt zu fahren. Obwohl sie sich gut verstanden, bestand Sam auf ihren eigenen Haushalt. Hal hatte eine schöne, moderne Wohnung, die ihm gleichzeitig als Büro diente. Sam war gern dort. Vor allem, weil er das luxuriöseste Badezimmer hatte, das man sich vorstellen konnte. Als Selfmademan war die Installation für ihn natürlich ein Kinderspiel gewesen. 
   Aber sie mochte ihr Haus. Sie hatte diese entfernte Verwandte nicht gekannt, die ihr das Haus vermacht hatte, und es hatte niemanden gegeben, den sie nach ihr hätte fragen können. Ihre Eltern lebten nicht mehr, und andere Familienmitglieder gab es nicht. Nachdem sie das Haus gesehen hatte, hatte sie nicht lange gezögert. Sie liebte es. Ein Auto gehörte mit zum Erbe. Ein fast neuer Land Rover. Als sie kurz darauf noch den Job in der Anwaltskanzlei angeboten bekam, konnte sie es sich sogar leisten, dort zu wohnen. Es war wie ein Geschenk des Himmels.

»Weißt du, so gefällst du mir wesentlich besser als in dem Anzug. Obwohl auch der echt heiß aussah«, rief sie Hal hinterher, als er ins Badezimmer ging, um ihr ein Bad einzulassen. 
   Sie hatten sich wild und ausgiebig auf dem Küchentisch geliebt. Sam blieb auf der blank polierten Oberfläche liegen und sah ihm hinterher. Er besaß die klassische Bauarbeiterbräune. Brauner Nacken und Arme bis dahin, wo das T-Shirt anfing, und den knackigsten Arsch, den sie je an einem Mann gesehen hatte. 
   »Guckst du mir schon wieder auf den Hintern?«, fragte er über die Schulter hinweg und verschwand hinter der Badezimmertür. Im Bademantel kam er wieder, den er jedoch nicht zugebunden hatte. 
   »Jetzt nicht mehr«, antwortete sie und rekelte sich lasziv auf der kalten Oberfläche. 
   Hal hatte den Tisch vor ein paar Tagen im Boden verankert, damit sie nicht immer damit durch die ganze Küche wanderten. Ein Handwerker im Haus war praktisch. 
   »Eigentlich wollte ich so ein bisschen Eindruck schinden«, erwiderte er und beugte sich kurz über sie, um sie zu küssen. »Um das hier zu tun.« 
   Er holte eine kleine Schachtel aus der Tasche seines Bademantels und legte sie ihr auf den nackten Bauch. Sam nahm sie argwöhnisch in die Hand und setzte sich auf. Hal stand zwischen ihren Beinen und ließ seinen Blick über ihren Körper wandern. Sie sah die Begierde in seinen Augen und die Zuneigung. Beides kannte sie bereits, doch es war noch etwas Anderes darin. Etwas Ernstes. Als er tief Luft holte, überkam Sam eine sonderbare Beklemmung. 
   »Weißt du, du bist die aufregendste Frau, die jemals nackt auf meinem Küchentisch gelegen hat«, begann er und lächelte. »Okay, eigentlich bist du die einzige Frau, die jemals nackt auf meinem Küchentisch gelegen hat. Ich würde mir wünschen, dass das so bleibt. Dass du weiterhin hier auf meinem Tisch liegst. Also, nicht die ganze Zeit. Aber doch, na ja, also … ach, Mist!« 
   Sam stieß ein kleines Lachen aus, und Hal schlug den Bademantel vorn zu, um seine erneute Erektion zu verbergen. Er sah sie ernst an. 
   »Sam, ich möchte dich bitten, meine Frau zu werden.«

*

Jayden wusch sich die Hände, strich sich die Haare glatt und verließ das Hotelzimmer. Sein Opfer, eine Blondine aus Deutschland mit einem fürchterlichen Dialekt, lag in den zerwühlten Laken und schlief. Ihre Angst war köstlich gewesen und ihr Blut auch. Er hatte ihr Gedächtnis gelöscht, nichts würde an ihn erinnern, sobald sie aufwachte. Sie würde sich ein wenig schwach und benommen fühlen aufgrund des Blutverlustes und wund an Stellen sein, an denen sie wahrscheinlich noch nicht allzu häufig wund gewesen war, aber ansonsten würde sie sich an nichts erinnern. Wozu auch? Er hatte seinen Spaß an ihr gehabt, wie immer. Sie durfte weiterleben, was sonst eher selten geschah. 
   Anfangs war er beinahe sanft mit seinen Opfern umgegangen, doch das war nicht das Gleiche. Er brauchte ihre Angst. Nur das befriedigte ihn. Irgendwann schaltete er die gefühlvolle, von Gewissensbissen gebeutelte Seite aus. Danach konnte er die Todesangst in den Augen seiner Opfer wieder genießen, aber er ließ keines von ihnen am Leben. Er konnte ihr Gebettel, ihr Geheule, selbst ihre Furcht danach nicht ertragen. Er hasste sich dafür. Noch mehr hasste er sie dafür. Die Frau, die eine Saite in ihm zum Klingen gebracht hatte, die er nicht hören wollte. 
   Den Türknauf noch in der Hand hielt er inne. Die Sache mit Sam hatte ihn lange verfolgt. Obwohl er sie liebte, hatte er ihr die Erinnerungen genommen und ihr ein geregeltes Leben verschafft. Zu viel hatte sie von Vampiren wie ihm erleiden müssen. Hätte sie als Vampirjägerin weitergemacht, hätte sie unweigerlich den Tod gefunden. Bald und unter Garantie schmerzhaft. Das hatte er ihr erspart. 
   Jayden stieß sich von der Tür ab und ging gemächlich den Gang hinunter. Er würde keinen Gedanken mehr an die Blondine, die er gerade beinahe sechs Stunden lang gefickt und zu Tode erschreckt hatte, verschwenden. An die Andere auch nicht. Die, nach der er unbewusst seine Opfer aussuchte. Die er unbedingt aus seinem Kopf bekommen musste. 
   Jahrelang war er damit beschäftigt gewesen, sich die Frau auszutreiben, die ihn verwandelt hatte. Mary, das manipulative Miststück. Mit ihr hatte er erkannt, wie nah Hass und Liebe oftmals beieinanderlagen. Und wie wenig sich diese beiden Emotionen voneinander unterschieden. Beides konnte einen antreiben und gleichzeitig zugrunde richten. Als er Mary traf, war er gerade von Zuhause abgehauen. Eigentlich war sie nicht sein Stil gewesen. Sie war zwar hübsch mit ihren feuerroten Haaren und den großen Brüsten, aber sie war ungebildet und wirkte bäurisch auf ihn. Jayden kam aus gutem Hause, sah blendend aus, war sportlich und ein Einserschüler. Mary passte nicht zu ihm, aber der Sex mit ihr war bahnbrechend. Sie war hemmungslos, ohne Sinn für Anstand und derart versaut, dass er Probleme hatte, mit ihr mitzuhalten. Sie trieb es auf jede nur erdenkliche Weise mit ihm und anderen. Nachdem er wusste, was sie war, ergaben auch die gewöhnungsbedürftigen Blutspiele einen Sinn. 
   Als sie ihn verwandeln wollte, war er so high von ihrem Blut und stundenlangem Sex, dass er zu allem Ja gesagt hätte. Danach wurde alles anders. Durch seinen Durst hatte sie ihn komplett in der Hand. Sie liebte es, ihn zu quälen, ihn dursten zu lassen, während sie vor seinen Augen andere fickte und deren Blut trank. Nicht nur das. Sie zwang ihm Dinge auf, die er normalerweise nicht getan hätte. Es waren abartige, unmenschliche Dinge, für die er sich noch Jahrzehnte später verabscheute. Sie benutzte ihn und jeden, den sie in die Finger bekam, für ihre Zwecke. Nicht nur, um ihre abartige Lust zu befriedigen. Wie oft hatte er jemanden mit seinen bloßen Händen ermorden müssen, damit sie sich in dem Blut des Toten buchstäblich suhlen konnte. Wie ein Tier hatte sie ihre Opfer ausgeweidet und sich ihr Blut auf den nackten Körper geschmiert, das er hatte ablecken müssen. Wenn er sich anschließend in Krämpfen am Boden wand, weil ihm das Blut nicht bekommen war, hatte sie ihn bestiegen oder ausgelacht. Nicht nur einmal hatte er seinen Körper dafür verflucht, dass er auf ihre Reize reagierte. Hätte er keinen mehr hochbekommen, hätte sie ihn in Frieden gelassen. Wahrscheinlich hätte sie ihn geschlagen oder ihn anderweitig gequält, aber zumindest hätte er sie dann nicht mehr nackt und feucht auf sich spüren müssen. 
   Anfangs hatte er geglaubt, Mary zu lieben und von ihr geliebt zu werden, doch sie war zu so einem Gefühl nicht fähig. Mit ihrem Neid auf das Glück und die Zufriedenheit anderer, ihrem unstillbaren Hass auf ihren Schöpfer Dorian und ihrer abgrundtiefen Grausamkeit zerstörte sie ihn Stück für Stück. Als er sich von ihr losmachen konnte, war nicht nur sein Körper tot. Seine Schwester Jil brachte ihm etwas Frieden, aber nicht für lange. Auch sie entwickelte sich zu einer unbarmherzigen, gewissenlosen Bestie, die ihn ebenfalls für ihre Zwecke und ihre Lust benutzte. Wann seine Liebe zu ihr in Hass umgeschlagen war, wusste er nicht. Er hatte sie lange gesucht, nachdem sie verschwunden war. Aus Pflichtbewusstsein und weil er nicht allein sein wollte. Tief in seinem Inneren hatte er gehofft, er wäre sie los. Für immer. 
   Das alles wurde ihm bewusst, als er mit Dorian und Louisa zusammenlebte. Zu was für einem Ungeheuer er geworden war und mit welcher Art Monstern er sich bisher umgeben hatte. Dorian und Louisa waren anders. Sogar Dorian war mit den Jahren menschlicher geworden, ohne dadurch weniger Furcht einflößend zu wirken. Sie hatten ihm ein Heim geboten, ein Zuhause. Er vermisste sie. Ohne sie war er wieder das, was Mary aus ihm gemacht hatte. Ein Killer, der von der Angst seiner Opfer lebte. 
   Er durchschritt die helle Lobby und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Zeit, Eric abzuholen. Mit dem Taxi ließ er sich zu einem verlassenen und halb verfallenen Werksgelände bringen. Es war eine Fabrik für Billigspielzeug, die vor Jahren stillgelegt worden war. Jetzt fanden in den baufälligen Lagerhallen Techno- und Mangapartys statt. Heute war jedoch alles ruhig, wenn man nicht genau hinhörte. Er durchquerte eine große Halle, in der noch der Geruch nach schwitzenden Menschen in der Luft hing, die sich hier am Wochenende vergnügt hatten, und ging in den Keller. Ein verzweigtes Tunnelsystem ohne Markierungen, in dem sich jeder nicht Eingeweihte zwangsläufig verirrte, brachte ihn zum eigentlichen Schauplatz. Ein Kellergewölbe, das vor Jahrzehnten als Lagerraum für große Kriegsmaschinerie benutzt worden war. Der Lärm der begeisterten Menge und der dicke, schwere Geruch nach Schweiß, Blut und Tabak waren wie eine zähe Masse, durch die sich Jayden mühsam hindurchzwängen musste. In der Halle, die etwa so groß war wie ein Fußballfeld, waren mehrere Reihen Stühle um ein Podest in der Mitte verteilt. Es erinnerte an eine Boxarena, nur dass es aus Beton gegossen war, und zwischen die vier Eckpfeiler aus rohen Stahlträgern, wie man sie beim Bau von Hochhäusern verwendete, waren dicke Stahlseile gespannt. Hier fanden Kämpfe aller Art statt. Vor allem Vampirkämpfe. Über die Hälfte der Anwesenden waren Vampire. Der Rest wollte einer werden, gehörte zum Veranstalterteam oder war zur falschen Zeit am falschen Ort. 
   Im Ring standen sich zwei Vampire blutend und keuchend gegenüber. Der eine war ein riesiger japanischer Kämpfer mit der Statur eines Sumoringers und dem Grinsen eines Raubtieres. Er spie Blut und einen Fetzen Haut aus, den er seinem Gegenüber aus der Schulter gerissen hatte. Eric stand breitbeinig vor ihm und machte auffordernde Gesten. Wobei ihm der linke Arm nicht mehr zu gehorchen schien. Er stand in einem merkwürdigen Winkel vom Ellenbogen ab und war wahrscheinlich gebrochen. Eric hatte sein T-Shirt ausgezogen und war eine imposante Erscheinung. 
   Diese Vampirkämpfe waren der neueste Schrei in Ostasien. Es hatte sich eine ganze Liga mit mehreren Klubs herausgebildet, die sich gegenseitig zu überbieten versuchten. Erics Gegner war einer ihrer Stars. Ausländer hatten hier generell schlechte Chancen, denn auch wenn es strikte Regeln gab, hielten sich diese verdammten Schlitzaugen selten daran. Wie auch jetzt, als der fette Sumo Eric mit seiner Vampirkraft niederdrückte, um ihm so heftig ins Gesicht zu schlagen, dass Jayden hören konnte, wie sein Schädel brach. Erics massiger Körper, der durch die ungezählten Kämpfe noch mehr gestählt war, schlug hart auf dem kalten Beton auf. Jayden wusste, er würde nicht lange liegen bleiben. Louisas Blut hatte ihm eine erstaunliche Selbstheilungskraft verliehen. Nicht so enorm wie Dorians, aber so gut, dass er nie lange verletzt blieb. Den Schmerz musste er dennoch aushalten. Das kümmerte Eric jedoch nicht. 
   Eric hatte ein neues Ventil gefunden, um seine Scham, seine Trauer und seine Wut auf sich herauszulassen. Er wusste, dass er allein schuld daran war, dass Louisa ihn weggeschickt hatte. Ihm war klar, dass keine Entschuldigung oder Beteuerung, es nie wieder zu tun, ausreichte, damit sie ihm vergab. Das hatte er alles schon durch. Tagelang hatte er bei Louisa angerufen, nachdem Jayden ihn fortgeschleift hatte. Sie hatte nicht einmal mit ihm geredet. Dorian war es, der versucht hatte, ihn zu beruhigen und ihm versicherte, Louisa würde ihm verzeihen, wenn er sie ein wenig in Ruhe ließe. Ausgerechnet Dorian! Irgendwann hatte Eric es begriffen. Zwei Jahre waren sie nun fort. Seit über einem Jahr machte Eric diese Vampirkämpfe mit. Zwei Jahre, und er vermisste sie wie am ersten Tag. Dabei waren sie nicht einmal zusammen gewesen. Sie war Dorian stets treu geblieben. 
   Eric vermisste auch seine Tochter. Die kleine Zoe. Dass er nicht bei ihr war, nicht sehen konnte, wie sie aufwuchs, quälte ihn sogar noch mehr. Wahrscheinlich ließ er sich deshalb immer zu Brei schlagen. Zoe sprach wenigstens mit ihm. Einmal die Woche telefonierten sie miteinander, und sie erzählte ihm, was sie erlebt hatte. Über Louisa sprachen sie nie. Nach diesen Telefonaten ging es Eric noch beschissener. Jayden glaubte nicht, dass er Todeswünsche hatte, aber manchmal hatte er Angst, einer seiner Gegner würde ihn umbringen. Entweder fair im Ring oder aus dem Hinterhalt in einer dunklen Gasse. 
   Dorian hatte sich geirrt. Es gab noch alte Vampire und die asiatischen Alten waren unberechenbar. Glücklicherweise hatten er und Eric einige von ihnen gefickt. Sie standen auf so große, breite Kerle wie ihn und Jayden. Jayden war sich dennoch sicher, sobald sie die Schnauze voll von ihnen hätten, wären sie schnell ihre Unsterblichkeit los. 
   Erstaunlicherweise hatte Eric nie wieder eine Sterbliche angerührt, um mit ihr zu schlafen. Auch bei Vampiren suchte er sich stets Frauen, die groß und kräftig waren. Als hätte er Angst, er würde wieder eine von ihnen aus Versehen töten, wie es mit Concetta geschehen war. Leider gab es von den größeren Frauen nicht allzu viele, weshalb er sich auf Männer verlegte oder überhaupt keinen Sex hatte. Letzteres war die Regel. Was dazu führte, dass er noch mehr unter Strom stand. 

   Ein heiseres Lachen ließ die Menge aufjohlen. Jayden betete, Eric würde einfach liegen bleiben und sich auszählen lassen. Stattdessen kam er blitzschnell auf die Beine und stürzte sich auf den Sumoringer, der ihm in seiner Überraschung nichts entgegenzusetzen hatte. Er schlug ihm die Rechte in den fetten Wanst, fegte den Ellenbogen einmal durch sein weißes fleischiges Gesicht und riss ihn in einer schnellen Bewegung am Genick von den Füßen. Mit einem klatschenden Geräusch landete der Vampir auf dem Boden. Eric stellte ihm einen Stiefel aufs Gesicht und drückte zu. Blut spritzte darunter hervor. Sein Gegner knurrte vor Schmerz auf. Er versuchte, sich unter Erics Stiefel zu befreien, doch Eris Fuß nagelte ihn förmlich an den Boden. Er würde nicht weichen. Der Sumo versuchte ein paar Mal vergeblich, ihn an den Beinen zu packen und umzuwerfen. Als es ihm nicht gelang, schlug er mit der flachen Hand auf den Beton neben sich. Eric nahm seinen Fuß von ihm und ließ die Schultern hängen. Der Kampf war vorbei. Auch wenn Eric wie so oft gewonnen hatte, schien er in sich zusammenzusinken. Jede Kampfkraft, jeder Elan wich mit dem finalen Gong von ihm und brachte ihn wieder an den Punkt, weswegen er überhaupt in den Ring gestiegen war. In seine persönliche Hölle.

Aus Platzgründen beschränke ich mich mal auf das erste Kapitel Aber wenn euch das noch nicht reicht, dann lest doch in die XXL-Leseprobe rein :)

Erzählt doch mal: Habt ihr schon etwas von der Nachtahn-Reihe gelesen? Was gibt es bei euch zu Weihnachten zu essen? 

Lasst gerne einen Kommentar da, mit allem, was ihr loswerden wollt ;)
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