Lea zählt - ihre Schritte, die Erbsen auf ihrem Teller, die Blätter des Gummibaums. Sie ist zwanghaft ordentlich und meistert ihren Alltag mit Hilfe von Listen und Zahlen. Jay dagegen lebt das Chaos, tanzt auf jeder Party und hat mit festen Beziehungen absolut nichts am Hut. Niemals würde er freiwillig mit einem Mädchen zusammenziehen, schon gar nicht mit einem, das ihn so auf die Palme bringt wie Lea. Und Lea käme nie auf die Idee, mit Jungs zusammen zwischen Pizzakartons und Schmutzwäsche zu hausen. Sonnenklar, dass es zwischen den beiden heftig kracht, als sie aus der Not heraus eine WG gründen ...
Das Cover hat mich, als ich es das erste Mal gesehen habe, gleich an Frühling/Sommer, Leichtigkeit und Romantik denken lassen und hat mir spontan gefallen. Nachdem ich dann aber den Klappentext gelesen habe, fragte ich mich wie dieser zu dem Cover passen kann bzw. umgekehrt. Doch (ohne zu viel vorweg nehmen zu wollen) es ist der Autorin tatsächlich gelungen, mich davon zu überzeugen, dass beides zu vereinen ist.
Der Klappentext hat mich aus zwei Gründen angesprochen. Zum einen finde ich Themen wie in diesem Beispiel eben die Zwangsstörungen immer spannend. Zum anderen scheinen die Charaktere unterschiedlich zu sein, wie Tag und Nacht. Auch sowas macht meistens Spaß zu lesen und zu verfolgen, wie sie sich damit arrangieren oder sich sogar einander anpassen im Verlauf einer Geschichte.
Ich möchte auch noch kurz erwähnen, dass mir dieses Cover viel, viel besser gefällt als das ursprüngliche. Gleichzeitig finde ich es aber auch klasse, dass es dennoch gewisse Ähnlichkeiten und somit eine Art Wiedererkennungswert aufweist. Zum Vergleich hier einmal das "alte" Cover:
Wie schon im vorherigen Abschnitt erwähnt, hegte ich anfangs Zweifel an der Vereinbarkeit von Inhalt und Erscheinungsbild. Wie kann denn eine Geschichte, die mit einer Krankheit (Zwangsneurosen) zu tun hat als äußere Werte eine solche Leichtigkeit zugeordnet bekommen? Nun, wie es geht kann ich natürlich immer noch nicht erklären, aber die Autorin schafft es, genau das richtige Maß dazu zu finden.
Als Einstieg in die Geschichte erleben wir Lea und Jay jeweils getrennt von einander, was zum einen noch einmal klar macht, wie sehr sich nicht nur ihre Charaktere, sondern ihre gesamten Leben voneinander unterscheiden. Zum anderen ist es aber auch genau das, was man am Anfang braucht: Eine kurze Einleitung, wie es dann schließlich zur Ausgangssituation kommen kann.
Jedenfalls hatte Kira Gembri mich schon nach dem Prolog überzeugt, dass ihre Geschichte sehr lesenswert wird und vor allem aber auch neugierig darauf gemacht, wie sie zwei so verschiedene Menschen unter einen Hut bringen will.
Der weitere Geschichtsverlauf ist fesselnd, aber nicht zu überdramatisch. Für meinen Geschmack genau die richtige Mischung. Es wurde mir zu keinem Zeitpunkt langweilig und ich war richtig traurig, als meine gemeinsame Zeit mit den beiden schon wieder vorbei war.
An einigen Stellen bin ich auch richtig ins Nachdenken gekommen. Für die, die das Buch schon gelesen haben: Relativ zu Beginn, die Sache mit den Tabletten. Gerade weil ich ja im Seniorenheim arbeite, sehe ich dass wohl auch noch einmal mit einem etwas anderen Blick und bin wieder einmal überzeugt, dass es (nicht nur) dort in Sachen Medikamente eine deutliche Änderung braucht. Manchmal hilft ein bisschen Liebe und Zuneigung eben mehr als zig Pillen.
(5/5)
Die Protagonisten hatten es mir sehr schnell angetan.
Sei es nun Lea, die trotz ihrer Krankheit und Vergangenheit immer sehr positiv auf mich wirkte und vielleicht nicht alles, aber doch vieles mit einer gehörigen Portion Humor und Sarkasmus versieht.
Sei es Jay, der zwar bisher keine große Karriere hingelegt hat und dessen Vergangenheit (und ein bisschen auch Gegenwart, nicht unbedingt für ihn sprechen würde, der aber sehr deutlich entwicklungsfähig ist.
Denn genau das macht die Charaktere neben ihrer humorvollen, aber auch ehrlichen Art aus: Sie entwickeln sich. Das ganze läuft eher unbewusst und ohne viel Trara ab, aber am Ende sieht man, dass beide deutlich erwachsener sind und im Laufe der Geschichte dazu gelernt haben.
Gut gefallen hat mir hier, dass sie natürlich beide diese eher "negativen Eigenschaften" haben, diese aber nicht in den Mittelpunkt gerückt werden und trotzdem immer präsent sind. Zum Beispiel weiß man um Jays Vergangenheit und in welche Kreise er dadurch gerutscht ist, erlebt ihn aber doch die meiste Zeit als den (sehr) jungen Erwachsenen in seinem Privatleben, welcher nicht unbedingt etwas mit diesen Aufträgen zu tun hat.
Lea zeichnet sich dadurch aus, dass sie natürlich die Zwangsstörungen hat, aber eben ansonsten wirklich "normal" ist. Besonders deutlich macht dies zum Beispiel ihr Gespräch mit Jay über Sex. In diesem Moment hätte ich ihm am liebsten eine reingehauen, sie aber dafür umso mehr gefeiert. Denn ja, sie hat eine Krankheit, aber das macht sie doch noch lange nicht zu einer Aussätzigen, die nicht am Leben teilnehmen kann.
Positiv erwähnt seien hier auch noch die beiden Mitbewohner Alex und Flocke, welche sich zwar Lea gegenüber mehr als skeptisch zeigen, dafür aber absolut loyal sind, was ihren Freund Jay angeht. Auch wenn es in dieser Hinsicht mal holprig wird, zählt letztendlich doch das, was am Ende bleibt.
(5/5)
Bei Schreibstil kann ich mich recht kurz fassen und ihn in wenigen Worten beschreiben: ehrlich, direkt und passend. Die Geschichte wird von zwei jungen Erwachsenen erzählt und genauso ist sie auch verfasst.
Dadurch lässt sich das Buch schnell lesen und gerade beim gelegentlichen Schlagabtausch zwischen Lea und Jay konnte ich den Lesefluss nur schwer insofern stoppen, dass ich länger etwas von der Geschichte gehabt hätte.
(5/5)
Kira Gembri erzählt mit viel Humor, aber auch Ehrlichkeit die Geschichte von zwei "alten" Teenagern, die sich zu jungen Erwachsenen entwickeln.
Eine sehr gelungene Geschichte, die ich gerne noch länger genossen hätte. Die volle Wertung in allen Bereichen lässt nun das andere Buch der Autorin auf meiner Wunschliste deutlich weiter nach oben wandern.
(5/5)
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